Soeben vom wunderschönen Cornwall zurückgekehrt – eine weitere wunderschöne Region dieser Erde. In einer Schweizer Zeitung war kurz vor unserer Abreise ein Artikel über Cornwall mit dem Titel „Strand mal Anders“, ein sehr treffender Titel.

Mawgan Porth Rocks
Strand in Mawgan Porth bei Ebbe

Das Naturschauspiel mit den hohen Pegelunterschieden zwischen Ebbe und Flut verändern das Bild konstant. In den Häfen liegen bei Ebbe die Boote auf dem Boden und es ist spannend zuzuschauen wie die Flut das Wasser zurückbrint und die Boote wieder schwimmen. Auch an den Stränden ist der Unterschied zwischen Ebbe und Flut sehr gross. Will man bei Ebbe Surfen gehen muss man schon ein paar zusätzliche Minuten Spaziergang (oft bei sehr starkem Wind) in Kauf nehmen.

Padstow
Boote in Hafen von Padstow bei Ebbe

Vor zwei Wochen waren wir in Ligurien und das Wetter war demensprechend Italienisch (Luft: 32°, Wasser: 25-28°, Wind: kaum), und in Cornwall war das Wetter zu erwarten Englisch (Luft: 17°, Wasser: 17°, Wind: VIEL!). Habe das SUP Brett gar nicht mitgenommen. Konnte dafür 5x Surfen gehen, natürlich mit Steamer, und hatte tolle Sessions zwischen 1-3 Stunden. Bin in Watergate Bay, Mawgan Porth und Harlin Bay gesuft.

In Watergate Bay hatten wir den einzigen vollen Sonnentag. Es war unglaublich schön, sonnig und aber auch super-busy. Ganz England scheint im Sommer nach Cornwall auszuwandern, ausländische Touristen hat es kaum. Die Wellen waren schön mit einem Swell von etwa 1.5m und einer Period von 9sec für mich ziemlich üppig. Wie an fast jedem Strand in Cornwall konnte ich auch hier ein Sufrbrett mieten. Meistens stehen nur Softtop Boards zur Verfügung, aber in vielen Grössen. Weil es so viele Leute hatte erhielt ich das allerletzte Brett – ein 8Fuss super-schweres ziemlich vertrashtes gelbes Ding welches auch schon voller Wasser schien – aber was solls. Für Meine Fähigkeiten würde es wohl sicher reichen, ich dachte dass ich kaum mehr als ein gutes Whitewater-Bashing schaffen würde – zum Glück kam es ganz anders!

Surf Shack

Nach ein paar Weisswasser-Wellen zum Aufwärmen paddelte ich raus und bevor ich es ahnte war ich draussn in der Line-Up – mit den grossen Jungs! Es war mir ziemlich mulmig da ich es eigentlich gar nicht wollte, da es aber keine Strömung hatte dachte ich mir ich schau einfach mal den anderen zu gehen dann wieder mal rein wenn es etwas ruhig wird. Mit der zeit gewöhnte ich mich an die grossen Swells und dann kam die erste für mich erreichbare Welle auf mich zu. Ich paddelte mal los und tatsächlich – ich fing an zu gleiten. Also, schnell aufstehen und was habe ich vor mir? Eine tip-top schöne Rechts mit genügend Raum und nur ich drauf. Wie ein Traum ists nach ein paar Sekunden vorbei und die Welle bricht zusammen – weils so geil ist reite ich sie bis an den Strand und kann es gar nicht fassen – die bisherige Welle meines Lebens! Also nochmals raus.

Watergate Bay
Wellen, Watergate Bay

Nach ein paar Minuten bin ich (trotz mehreren Spülungen) schon draussen – das gabs auch noch nie. Und siehe da, nach kurzer Zeit kommt wieder eine auf mich zu. Paddeln, aufstehen, abreiten als ob ich es schon seit Wochen mache und nicht nur 1x im Jahr! Wieso?!

Die Wellen waren sicher für mich perfekt: Genug gross, dass ich etwas Schiss kriege aber nicht zu gross um es gar nicht zu versuchen, und mit regelmässigen Abständen zwischen den Sets auch ich eine Chance habe zum rauspaddeln. Aber, es gib noch einen weiteren, für mich ganz klaren Faktor wieso ich so gut wie noch wie surfe:  Stand Up Paddling!!!  Seit September 2009 bin ja doch fast wöchentlich auf dem Brett. Zwar paddle ich nicht auf dem Bauch liegend aber trotzdem ein Kraftaufbau im Oberkörper ist merkbar. Beim rauspaddeln habe ich das sehr positiv bemerkt – ich konnte noch nie so stark paddeln. Irgendwie konnte ich mich auch besser mit dem Element Wasser abfinden und hatte weniger Mühe als sonst nach einer Spülung von Weisswasser mich und das Brett  „wieder zu finden“. Obwohl ich beim SUP selten im Wasser bin, befasse ich mich ja doch mehr mit dem Eelement – denke das hat schon einen positiven Einfluss. Was aber sehr extrem war, war mein Gleichgewicht beim Stehen auf dem Surfbrett! Ich bin dank jahrelangem Skateboard und Snowboard  fahren nicht ganz ungeübt, aber das stehen auf einem SUP ist meiner Meinung nach das absolut beste Training fürs Wellenreiten. Ich war beim abreiten so unglaublich sicher und wusste immer wie das Brett im Wasser lag, konnte es mit dem Füssen richtig gut spüren und mich auch sehr agil sofort der Welle anpassen. Das nach Vorne oder Hinten schiften gelang fast immer Reibungslos und sehr sicher – auch konnte ich bei einer Fehlstellung der Füsse sofort korrigieren und die richtige Stellung finden.  Obwohl ich ja nur auf Seen ohne Wellen paddle konnte ich die Welle viel besser lesen und fühlen und das Brett in der Welle super trimmen und so endlose Rides  – auch in kleinen Weisswasser Wellen – fahren.  Sooo coool – das verdanke ich definitv dem Stand Up Paddeln.

Eine weitere Session folgte dann in Harlyn Bay welche auch super war. Richtiges fieses Wetter mit viel Nordwind und teils Nieselregen – nicht so toll für die Familie am Strand – aber im Wasser egal.  Swell etwa 1.2m mit 8sec Perioden. Durch den Wind ziemlich wild aber trotzdem sehr berechenbar. Viel kürzere Rides als in Watergate Bay aber viel gelernt und viel Spass gehabt.

Harlyn Bay
Nach der Session in Harlyn Bay – der Gesichtsausdruck sagt alles

Drei Sessions in Mawgan Porth. Zei davon bei Flut und eine bei Ebbe. Die Flut-Sessions waren ziemlich chaotisch und bin gar nicht Outside gekommen, es hatte so viel Mush. Bei Ebbe gings dann wieder etwas besser aber trotzdem nicht vergleichbar mit den anderen zwei. Trotzdem Spass gemacht.

Meiner Meinung nach ist Cornwall unbedingt eine Reise wert – ob Surfer oder nicht. Das Naturschauspiel ist unglaublich spektakulär, das Wetter unberechenbar und Wellen hat es immer. Als Anfänger finde ich diese Region optimal zum lernen. Das kalte Wasser ist irgendwie kein Thema – es gibt ja mittlerweile sehr gute Neopren Anzüge. Was aber wirklich lässig ist, jedermann kommt hierhin zum Surfen, es hat also sehr viele Anfänger und als nicht so erfahrenen Surfer fühlt man sich nicht sofort als Aussenstehender. Man geht also mit positiver Stimmung und Selbstvertrauen ins Wasser – und das ist ja schon die halbe Miete.

SUP Brettern kann man teilweise mieten. Da die Westküste und der Norden Cornwalls generell mehr Wellengang und Wind hat eignet sich die Region nur bedingt für Stand Up Paddling – oder nur an ruhigen Tagen oder für gute Paddler. An der Südküste (Ärmelkanal) findet man häufiger SUP Mietbretter.

Was ich aber nochmals erwähnen muss – SUP, Stand Up Paddling ist das beste Training für Wellenreiten. Also an alle Surfer in der Schweiz oder in einem Binnenland: Wollte Ihr Wellenreiten trainieren – geht Stand Up Paddeln!

Cornish Sunset

Ein paar Eindrücke von Cornwall